Blutgasanalyse

Verfasst von Dr. Doris Jäger, Lungenärztin

Blutgasanalyse in Ruhe und unter Belastung

Die Blutgasanalyse (kurz BGA) zählt zur Standard-Diagnostik einer Lungenpraxis. Mit ihr wird die Gasverteilung (der sogenannte Partialdruck) von Sauerstoff (O2) und Kohlendioxid (CO2), der Säure-Basen-Haushalt und der pH-Wert im Blut gemessen. Auch Parameter wie Hämoglobin-, Blutzucker- oder Laktatwerte werden heute häufig standardmäßig mitbestimmt.

Zur Blutgasanalyse wird arterielles Blut aus der Unterarm- oder Oberschenkelarterie entnommen und in speziellen Analyseapparaten ausgewertet. Ersatzweise kann arterialisiertes Blut aus dem Ohrläppchen verwendet werden, nachdem die Durchblutung des Ohrläppchens mit Hilfe einer durchblutungsfördernden Salbe gesteigert wurde. Diese Methode wird bei uns angewandt.

Zur Blutgasanalyse wird ein Tropfen arterialisiertes Blut aus dem Ohrläppchen abgenommen.

Bei Lungenerkrankungen wie COPD, Asthma, Lungenemphysem oder Lungenfibrose, die mit Atembeschwerden einhergehen, ist die Sauerstoffversorgung des Körpers möglicherweise eingeschränkt. Dabei kann die Belüftung der Lunge bei Atemwegsverengung (Asthma, COPD) oder der Gasaustausch bei verminderter Gasaustaustauschfläche (Emphysem) reduziert oder der Gasaustausch bei verdickten Wänden der Lungenbläschen durch Bindegewebseinlagerungen (Lungenfibrose) behindert sein. Auch der Säure-Basen-Haushalt kann über Lungenerkrankungen Aufschluss geben: Eine Übersäuerung ist auf einen erhöhten Anteil von gelöstem Kohlendioxid im Blut zurückzuführen, was wiederum auf Probleme mit der Sauerstoffaufnahme hindeuten kann. Durch regelmäßige Blutgasuntersuchungen in unserer Praxis wird untersucht, ob Ihre Lungenerkrankung bereits zu einer Minderversorgung des Körpers mit Sauerstoff geführt hat. Ist dies der Fall und werden vorgegebene Grenzwerte unterschritten, ist möglicherweise die Durchführung einer Langzeitsauerstofftherapie indiziert.

Ergooxytensiometrie

Stellt sich in Frühstadien von Lungenerkrankungen der Sauerstoffwert im Blut noch normal dar, aber der Patient klagt über Atembeschwerden unter Belastung, sollte eine Blutgasanalyse auch unter einer standardisierten Belastung durchgeführt werden. In der Regel benutzt man hierzu eine Fahrradergometrie. Hierbei werden unter verschiedenen Belastungsstufen Blutgasnalysen vorgenommen. Außerdem werden gleichzeitig EKG-und Blutdruckveränderungen analysiert, um begleitende Herzerkrankungen mit zu erfassen. Diese Untersuchung nennt sich Ergooxytensiometrie.

Kann der Patient nicht Fahrrad fahren, so kann auch mehrfaches Ersteigen von Treppenabsätzen oder das mehrfache Entlanggehen auf dem Praxisflur (35 Meter) ersatzweise herangezogen werden, um eine Alltagsbelastung zu imitieren.

Ergometrie
Der Patient während der Messung auf dem Fahrrad.

Fällt der Sauerstoffpartialdruck unter Belastung stark ab, ist es erforderlich, den Patienten zumindest bei Belastung mit externem Sauerstoff zu versorgen. Steigt ein leicht erniedrigter pO2-Wert unter Belastung in den Normbereich an, spricht der Arzt von einer „pulmonalen Verteilungsstörung“. Dies ist weniger beunruhigend, da es darauf hinweist, dass die Lunge unter Belastung durchaus noch Reserven hat, die sie mobilisieren kann. In diesem Falle wird dem Patienten eher zu (leichter) sportlicher Betätigung geraten.