Permissive Strukturen in der Web Usability

Permissive, „erlaubende“ Strukturen innerhalb eines Web-Projektes sind eine Sache, die viele routinierte Web-Agenturen und Entwickler fast automatisch richtig machen. Permissive Navigationsstrukturen schreiben dem User nicht den Weg vor, den er zu nehmen hat, um zum Ziel zu kommen, sondern eröffnen mehrere Varianten, frei nach dem Spruch „Viele Wege führen nach Rom“. Der User entscheidet, welchen Weg er nimmt.

Konzeptionelle Kontroversen

In der Konzeption einiger unserer Projekte kommt es jedoch immer wieder zu Diskussionen darüber. Gelegentlich möchte der Auftraggeber oder der Designer, dass der User einen ganz bestimmten Weg zu gehen hat: Er soll nicht den Haupteintrag eines Flyout-Menüs klicken sondern einen Untereintrag, oder er soll scrollen, um zu einem wichtigen Inhalt zu gelangen. Relevante Informationen im Beitrag sollen nicht verlinkt werden, weil der User diesen ja über die Navigation oder über die Suche finden kann. Dies sind eher restriktive oder prohibitive Strukturen.

Der User möchte nicht gegängelt werden

Gerade in den letzten Jahren scheint sich aber eine User-Typus herausgebildet zu haben, der permissive Strukturen erwartet und der, wenn er sie nicht findet, die Website verlässt. Wir haben die Besuchstiefe von Web-Projekten mit permissiven Strukturen verglichen mit solchen, die eher restriktive Strukturen haben. Das Ergebnis war eindeutig: permissive Projekte hatten im Schnitt eine durchschnittliche Besuchstiefe von 6 Seiten pro Besuch während restriktive so bei 2,5 lagen. Dass dieses Ergebnis nicht unbedingt belastbar ist, ist uns klar. Es ging um Websites mit unterschiedlichen Inhalten, die oftmals aufgrund dieser Inhaltsunterschiede auch verschieden „tief“ besucht werden. Dennoch sind wir uns sicher, dass die Schaffung von permissiven Strukturen einen Anstieg der Besuchstiefe zur Folge hat.

Die Ausnahmen

Hier gibt es allerdings einige wohlbekannte Ausnahmen: Ein Sales-Funnel, also ein Checkout-System eines Shops wird man nicht unbedingt permissiv gestalten. Ab einem bestimmten Punkt lässt man den User nicht mehr zurück in den Shop, sondern schickt ihn in eine Einbahnstraße zum Checkout. Auch Landingpages gestaltet man häufig prohibitiv, um den User zu bewegen, dem „Call to Action“ zu folgen. Letzteres ist aber nur eine Variante. Je nach Anliegen kann man eine Landingpage auch permissiv gestalten, so dass der User von dort aus auch Zugriff auf die gesamte Website hat. Welche Variante für welche Inhalte sinnvoller ist, kann man, etwa mit Matomo oder Google Analytics sehr gut messen.