Verfasst von Dr. Doris Jäger, Lungenärztin
Mundverschlußdruckmessung
Eine fortgeschrittene Atemmuskelschwäche zeigt sich in der Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie) anhand einer Verminderung der Vitalkapazität. Bei beginnender Schwäche der Atempumpe kann die Vitalkapazität jedoch noch normal sein und empfindlichere Messungen sind erforderlich.
Mit der Mundverschlußdruckmessung lassen sich Einschränkungen der maximalen Kraft bei der Einatmung (Kapazität), sowie eine erhöhte Beanspruchung (Last) der Einatmungsmuskulatur erkennen. Ursächlich sind sowohl akute als auch chronische Erkrankungen mit verminderter maximaler Einatemkraft bzw. Überbeanspruchung dieser Mukulatur durch eine erhöhte Last (siehe Tabelle unten).
Mittels der bei uns durchgeführten Mundverschlussdruckmessungen können mehrere Parameter erfaßt werden. Die drei wichtigsten sind:
- Mundverschlußdruck nach 0,1 sek (P0.1)
Der Mundverschlußdruck, der 0,1 s nach Beginn einer Einatmung bei Ruheatmung gemessen wird, stellt ein indirektes Maß zur Abschätzung des zentralen Atemantriebs dar. Er kann nicht willentlich beeinflußt werden.
Durchführung: Ruheatmung mit intermittierendem nicht angekündigtem Verschluß, Median aus mindestens 5 kongruenten Messungen. Normalwert: < 0,3 kPa.
- Maximaler Mundverschlußdruck bei der Einatmung (PImax)
Im Rahmen einer willkürlichen, maximalen Einatmung bei verschlossenen Atemwegen kann der maximale statische Einatemdruck (PImax) gemessen werden. Er repräsentiert eine wichtige Kenngröße für die mitarbeitsabhängige, globale inspiratorische Atemmuskelkraft.
Durchführung: Maximale Einatemanstrengung des Patienten gegen das verschlossene Atemrohr unter starker Motivation des Untersuchers vom Residualvolumen aus (nach Ausatmung). Höchster Wert aus mindesten 7 Messungen.
Normalwert: Frauen > 7,0 kPa, Männer > 8 kPa.
- Respiratorische Kapazität (P0.1/PImax)
Die respiratorische Kapazität berechnet sich als Quotient aus P 0.1 und PImax. Sie erlaubt eine Abschätzung der momentanen Beanspruchung der Atemmuskulatur bei der Einatmung.
Normalwert: Frauen und Männer < 20 %
Überschreitet der Wert eine kritische Grenze von 20-25% so muss mit einem atemmuskulären Versagen mit Abfall der Sauerstoff- und Anstieg der CO2 Werte im Blut gerechnet werden.
Tabelle: Ätiologie der Atemmuskelerschöpfung
Erhöhung der Last
(Muskelschwäche)
Asthma bronchiale, COPD, Lungengerüsterkrankungen (Fibrose) Übergewichtigkeit, Lungenstauung bei Herzschwäche, Emphysem, Wirbelsäulenverkrümmungen
amyotrophe Lateralsklerose
Verminderung der Kapazität
Muskeldystrophien, Myopathien, Schilddrüsenunterfunktion, multiple Sklerose, neuromuskuläre Erkrankungen wie Myasthenie,